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radikale selbstliebe ist, um hilfe zu bitten.

#selfcare, #selflove, #mindfulness - schön und gut, aber wenn es das lush-vollbad nicht mehr tut, geht bitte zum therapeuten.

ich habe seit meiner jugend nie sonderlich gut geschlafen, tagebuch- und facebook-einträge belegen dies. mein living for the weekend-motto trug das seine dazu bei, körperliche und seelische niedergeschlagenheit waren meine ständigen begleiter.

rückblickend ist es interessant, was man alles probiert, nur um das symptom zu bekämpfen:

zuerst whiskey, dann alle möglichen kräuter zur schlafhilfe, yoga/fitnesstudio um richtig müde zu werden, doch erst in der alternativmedizin fiel mir auf, dass ich einfach nur reden wollte. als ich dort gefragt wurde, wie es mir geht, brach ich fast in tränen aus.

lange zeit war ich der überzeugung, dass es mir schlecht ging weil ich kaum schlief. dabei war es umgekehrt: ich kam nicht zur ruhe, weil ich innerlich litt.


viele werden bezüglich meines jähzorns wissend nicken, doch als sich dieser mehrfach gegenüber arbeitskollegen und sogar kunden äusserte, musste ich die reissleine ziehen und mir hilfe holen. ein grosser dank hier an meine damalige chefin ines, die mir in einem klärenden gespräch perspektiven und hoffnung aufzeigte, dass mein glück in meiner hand liegt.

was hinderte mich immer daran? 

ich konnte nie benennen, was mir fehlte und dachte dadurch, ich hätte keinen anspruch auf psychologische hilfe. 'schlafprobleme' gab ich beim hausarzt für die überweisung an. über www.psyonline.at fand ich eine therapeutin - eine autostunde entfernt. ich wollte mit jemandem sprechen, der absolut keinen bezug zu meinem leben hatte, auch nicht über 3 ecken.

natürlich schreckten mich die kosten von € 80 pro stunde ab (die krankenkasse erstattet ca. € 20 davon im nachhinein). war ich in dem jahr schon 2x umgezogen und hatte das meiste geld für reisen und alkohol ausgegeben. doch bereits in der ersten stunde war klar, hier ist mein erspartes richtig angelegt. aber ich muss ehrlich sein, danach musste ich meinen urlaub opfern um die finanziellen reserven mit 2 jobs wieder aufzustocken, doch ich bereue keinen cent. eigentlich nur, dass ich den schritt nicht schon früher wagte und mich so unnötig quälte.

wie es war? 

ich fühlte mich in diesen monaten sehr 'offen' und unsicher auf eine verwundbare, empfindliche weise. als würde man narben aufreißen, damit sie neu heilen können. allein die ehrlichkeit, das verständnis und die auseinandersetzung ohne wertung taten unfassbar gut, aber es gab auch viel zu tun: denkmuster brechen und realitäten konfrontieren. eine hausaufgabe war zB ein gefühlstagebuch, um die verschiedenen facetten und ursachen meiner wut besser zu verstehen.

ausblick

man merkt irgendwann selbst, wann es 'reicht'. diese zeit kam für mich nach 8 monaten mit wöchentlichen sitzungen, aber auch später war meine therapeutin für einzelne termine erreichbar. noch heute bin ich morgens schockiert, wenn ich eine nacht durchschlafe, das wird für mich niemals selbstverständlich sein.

einige in meinem umfeld sind/waren in psychologischer betreuung, und ich bin so stolz und froh. wir sind eine generation, die viel unverarbeitetes von ihren eltern mitbekommen hat und es ist zeit, diesen kreis zu durchbrechen. 

obwohl ich mich langsam nicht mehr zurückhalte, offen darüber zu sprechen - die hemmschwelle ist weiterhin da, und diese möchte ich mit diesem beitrag für andere betroffene ein kleines bisschen senken. wenn jemand noch fragen zum ablauf hat oder nicht weiß, wo man anfangen soll, bin ich per mail erreichbar.

mentale gesundheit soll kein luxus sein. ich wünsche mir mehr psychologische betreuung, am besten noch in der schulzeit. ein termin beim psychologen soll so normal sein wie die kontrolle beim hausarzt, in augen der gesellschaft sowie auch finanziell abgedeckt.

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